Slow Discovery Individuell geführte Stadterkundung: Münchens Ost-West-Passage

Seit kurzem machen wir vieles anders. Warum nicht auch Stadterkundungen? Statt angestrengt den wichtigsten Sehenswürdigkeiten nachzujagen und Museen abzuklappern, lässt sich eine Stadt auch von außen wunderbar erforschen. Zu Fuß, individuell geführt. Zum Beispiel die „nördlichste Stadt Italiens“ – München.

Auch durch den Englischen Garten führt Münchens Ost-West-Passage. | © AllesSuper, Shutterstock

Wenn Einheimische die schönsten Orte in München zu einem Spaziergang kombinieren würden, käme so etwas wie die Ost-West-Passage heraus. Was das ist? Ein 13 Kilometer langer Spaziergang durchs Zentrum, der etliche Highlights miteinander verbindet. Ob der Name marketingtauglich von München Tourismus vergeben worden ist oder schon länger unter den München-Touristen kursiert, sei dahingestellt. Seine Etappen können sich jedenfalls sehen lassen.

Am einfachsten ist es, die komoot-App zur Hand zu haben, in der gezielt nach einer Variante der Ost-West-Passage gesucht werden kann. Von ihr wird man dann Schritt für Schritt von Platz zu Park, von Highlight zu Highlight geleitet. Aber auch mit einem herkömmlichen Stadtplan (online oder analog) lässt sich die Tour mit den folgenden Zielen nachschlendern:

Gestartet wird am herrschaftlichen Prinzregententheater am gleichnamigen Platz (U4). Wer kann, sollte einen Blick auf den floralen Gartensaal mit seinem opulenten Deckengemälde werfen. Die (leider sehr verkehrsreiche) Prinzregentenstraße führt vorbei an Prachtbauten des 18. Jahrhunderts bis zur Villa Stuck – ein Stopp lohnt auch ohne Museumsbesuch für einen Kaffee im Künstler-Garten. Nicht weit entfernt davon reckt sich der goldene Friedensengel 38 Meter in die Höhe und markiert das Isarhochufer – ein wunderbarer Platz für die Abendstimmung.

Die parkähnlichen Anlagen darunter (auch das Graffiti in der Unterführung ist nicht zu verachten) leiten weiter nach Westen, vorbei an palastartigen Jugendstilvillen. Klotzen statt kleckern! Bald ist der Englische Garten erreicht – nach dem Central Park in New York die zweitgrößte Gartenanlage der Welt. Das erste Highlight ist gleich von der Straße aus zu sehen: Auf einer stehenden Welle des Eisbachs (nomen est omen!) surfen Unermüdliche beinahe zu jeder Tages- und Nachtzeit.   

Nun wird es doch „touristisch“: Der Chinesische Turm darf bei einem Münchner Stadtspaziergang nicht fehlen. Mit etwas Glück spielt gerade eine Musikkapelle, während der Biergarten zu einer weiteren Rast einlädt. Dazu gibt es gleich eine weitere Gelegenheit: Beim Verlassen des Englischen Gartens kommt man am In-Treffpunkt „Milchhäusl“ vorbei. Zuvor sollte man aber noch dem Monopteros einen Besuch abgestattet haben, dem Rundtempel mit schönem Überblick über den Park und die angrenzende Stadt.      

Nun passiert man die Universität und gelangt in die Amalienstraße, Teil der studentisch geprägten Maxvorstadt mit ihren Cafés und Kneipen. Das Museum Brandhorst mit seinen farbigen Keramikstäbchen ist auch von außen eine Augenweide; Kunstinteressierte können gleich mal eine längere Pause einplanen: 18 Museen befinden sich hier in unmittelbarer Nähe, darunter die Pinakotheken, das Lenbachhaus mit der weltgrößten Sammlung des Blauen Reiters sowie die Glyptothek am klassizistischen Königsplatz.

Für die Fortsetzung im Kreativquartier wird ein bisschen geschummelt: Am Stiglmaierplatz steigt man in die Tram (20/21) und fährt drei Stationen weit (Haltestelle: Leonrodplatz). Alte Industriebauten, buntes Graffiti und wilde Gärten bilden einen angenehmen Kontrast zum prunkvollen Osten Münchens. Etliche Künstler veranstalten hier Ausstellungen, Konzerte und Workshops. Der nächste und letzte Stopp ist dann wieder hochherrschaftlich: Das Nymphenburger Schloss wird vor allem für einen Spaziergang im weitläufigen Park besucht. Im Palmenhaus gibt es noch einen tropischen Abschlusscafé.

Hintergrundinfos zu den Etappen des München-Spaziergangs gibt es hier.

Die Ost-West-Passage ist sogar als 3-tägiges Luxus-Packagezu buchen – zwei Übernachtungen im Fünf-Sterne-Hotel, kostenloser Fahrradverleih, Picknickdecke und München Card inklusive öffentlichem Nahverkehr ab 315 Euro pro Person. Infos zur Stadtwanderung als print@home sind selbstverständlich auch dabei.

Passend dazu:52 Eskapaden in und um München

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von Solveig Michelsen

 

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