Die "Verbotene Stadt", das bedeutendste erhaltene Ensemble klassischer chinesischer Architektur, ist eine Stadt für sich. Unter den kaisergelb glasierten Dächern lebte der Himmelssohn als im Prinzip einziger zeugungsfähiger Mann mit Tausenden von Eunuchen und Frauen - der Kaiserin, Konkubinen, Hofdamen und Zofen. Regelmäßigen Zugang zur "Purpurnen Verbotenen Stadt" erhielten ansonsten nur die hohen Beamten und enge kaiserliche Verwandte. Doch selbst die Bewohner konnten sich mit Ausnahme der höchsten Eunuchen im Palast nicht frei bewegen. Hohe Mauern grenzen die einzelnen Bezirke gegeneinander ab. Nach außen hin schützen eine mächtige Mauer und ein breiter Graben das 960 m lange und 750 m breite Areal. Es gibt nur vier Tore, eines in jeder Himmelsrichtung. Ein Teil der Gebäude dient heute als Museum. Vom ältesten Palast an dieser Stelle, dem der Mongolenkaiser, ist nichts erhalten. Die heutige Anlage wurde im Wesentlichen in den Jahren 1406-20 geschaffen. Auch wenn viele Gebäude später erneuert wurden, wahrt die Verbotene Stadt ganz den würdigen Stil der Ming-Zeit. Die größten und wichtigsten Hallen reihen sich entlang einer Achse, die sich nach Süden und Norden hin durch die Stadt fortsetzt. Zu beiden Seiten der Achse befanden sich in der Südhälfte des Palastareals vor allem Verwaltungs- und Serviceeinrichtungen (z.B. Küche, Druckerei und Bibliothek). In der Nordhälfte dagegen liegen die Wohnviertel. Die gesamte Südhälfte des Palastes war für Frauen tabu, umgekehrt erhielten palastfremde Männer nur selten Zutritt zum nördlichen - "inneren" - Palastteil der Frauen. Nachdem im Februar 1912 die Abdankung des Kindkaisers Puyi erzwungen worden war, wurden 1914 zunächst nur die nicht mehr benötigten Thronhallen zur Besichtigung freigegeben. Erst 1925, nach der endgültigen Vertreibung von Exkaiser und Hofstaat, erhielt die Öffentlichkeit erstmals auch zu den Wohnpalästen Zutritt, und die ganze Anlage wurde zum Museum erklärt.