von Gerhard Heck
Sheikh Zayed Mosque In Abu Dhabis schönster Moschee
Es spricht für die Weitsicht von Sheikh Khalifa Bin Zayed Al Nahyan, dass er eine Begegnung der Kulturen durch Besuchsmöglichkeiten im größten und schönsten Gotteshaus am Golf, das den Namen seines Vaters trägt, ermöglicht.
Sheikh Zayed Grand Mosque:
Sa–Do 8–20 Uhr, für nichtmuslimische Besucher So–Do 10, 11, 17 Uhr kostenlose einstündige Führung mit Erläuterungen zum Islam, Tel. 441 64 44, www.szgmc.ae
Infrastruktur:
Ausreichend Parkplätze vorhanden; Zufahrt, Innenwege, Toiletten barrierefrei
Verhaltensregeln:
Fotografieren erlaubt, Kleiderordnung s. u.
Dauer:
ca. 2 Std.
Es war der letzte Wunsch von Sheikh Zayed Bin Sultan Al Nahyan, dass in der Hauptstadt seines Emirats eine große Moschee gebaut würde. Er hinterließ zu diesem Zweck aus seiner Privatschatulle die Summe von 350 Mio. €. Bereits vor seinem Tod 2004 begannen die Arbeiten, und im Herbst 2007 wurde der Bau fertiggestellt.
Gold und Marmor satt
Die Sheikh-Zayed-Moschee – der offizielle Name: Sheikh Zayed Bin Sultan Al Nahyan Mosque – verbindet traditionelle und moderne Architekturelemente. Sie besitzt eine rechteckige Baustruktur auf einer Fläche von über 22 000 m²; damit zählt sie zu den größten Moscheen der Welt. Von außen besticht das mit kostbarem weißem Marmor verkleidete Gotteshaus durch seine 80 Kuppeln und vier weithin sichtbare Minarette, die über 100 m in die Höhe ragen.
Die ursprüngliche architektonische Gestaltung der Moschee orientierte sich an marokkanischen Vorbildern. Während des Baus wurden dann auch andere Stilrichtungen, z. B. an den Außenmauern traditionell türkische Stilelemente, aufgegriffen. Dabei kamen in erster Linie natürliche Baumaterialien wie Marmor, Stein, Gold, Kristalle, Halbedelsteine und Keramik zum Einsatz.
Die Moschee ist von künstlichen Seen umgeben, die mit dunklen Fliesen ausgelegt sind. Die Wasserfläche dieser Seen beträgt ca. 8000 m². Auf ihnen spiegelt sich das Bauwerk besonders nachts, wenn es angestrahlt wird. Es wird im Außenbereich von 1096 Säulen getragen und die zentrale innere hohe Gebetsrotonde stützen weitere 96 Säulen. In die mehr als 20 000 handgefertigten Marmorplatten, die die Säulen umgeben, sind bunte Muster aus Halbedelsteinen wie Lapislazuli, Achat, Amethyst und Perlmutt eingelassen.
Groß, größer, am größten
Der Innenraum der Moschee steht der eindrucksvollen Außenansicht in nichts nach. Die Gebetshallen sind mit weißem italienischem Marmor verkleidet und prächtigen Intarsien, die in Form farbiger Blumengebinde aus Halbedelstein in den Marmor eingelassen sind. Tageslicht scheint durch die bemalten Glasfenster. Den Boden des Hauptschiffes bedeckt ein über 7000 m² großer Teppich, der 47t schwer ist. Dieser weltgrößte Teppich wurde von dem iranischen Künstler Ali Khalili entworfen und von 1200 Iranerinnen aus den nordiranischen Dörfern der Provinz Mashhad in 18 Monaten handgeknüpft. Über diesem Teppich, der ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen wurde, erhebt sich in 70 m Höhe die vergoldete Kuppel des Hauptschiffs. Von ihr herab hängt der weltgrößte Swarovski-Leuchter mit über 1 Mio. Kristallen. Er hat einen Durchmesser von 10 m, ist 15 m hoch und wiegt mehr als 8 t. Auch er steht im Guinness-Buch der Rekorde.
Zu Ehren Allahs
Die Quibla-Wand, die in Richtung Mekka ausgerichtet ist, ist unauffällig gestaltet, um die Gläubigen nicht beim Gebet abzulenken. Auf ihr sind die 99 Namen und Eigenschaften Allahs in traditioneller kufischer Schrift hinterlegt und werden durch faseroptische Lichtsysteme sichtbar. Gold in Form von Blattgold oder als Goldglasmosaike zieren die Mirab, die Nische in der Mitte der Quibla.
In Augenhöhe der Betenden sind entlang den Wänden Koranverse auf über 80 Keramikfliesen in den Marmor eingelassen. Diese Kunstform der dekorierten Keramikfliesen, die sogenannten Iznik-Platten, findet man sehr häufig in religiösen Gebäuden des osmanischen Reiches des 16. Jh. Die Iznik-Fliesen der Sheikh-Zayed-Moschee wurden vom türkischen Kalligraphen Othman Agha entworfen und alle per Hand gefertigt.
Im Innenraum finden 10 000 Gläubige Platz, im großen Innenhof, dessen Boden mit Marmor ausgelegt und von Mosaiken verziert ist, weitere 30 000. Insgesamt können sich 40 000 Muslime in der Sheikh Zayed Moschee zum Gebet versammeln.
Respektvolles Verhalten
2012 kamen 4,5 Mio. Touristen zur Sheikh Zayed Mosque, die damit zu den weltweit am meisten besuchten Sehenswürdigkeiten zählt. Aus Respekt vor der Religion und aus Achtung vor der Moschee als Ort des Gebets gelten für die Besichtigung bestimmte Regeln, auf deren Einhaltung vor Ort geachtet wird. So müssen sich vor dem Betreten der Moschee sowohl Männer als auch Frauen ihrer Schuhe entledigen. Darüber hinaus sollte man auf langärmelige Oberbekleidung und lange Hosen bzw. lange Röcke achten. Tabu sind insbesondere Strandbekleidung sowie enge oder durchsichtige Kleidung. Frauen müssen ein schwarzes Kopftuch und einen langen schwarzen Umhang tragen, beides liegt am Eingang leihweise und kostenlos bereit. Kinder dürfen die Moschee nur in Begleitung Erwachsener besuchen. Der Austausch von Zärtlichkeiten, beispielsweise Händchenhalten, ist in einem Gebetshaus nicht angemessen. Rauchen und Essen sind ebenso wenig gestattet. In der Hauptgebetshalle sollten die Besucher Wände und Säulen nicht berühren.
aus: DuMont Reise-Taschenbuch Abu Dhabi. Gerhard Heck, S. 124–126