Unsere AutorenRita Henß
Rita Henß ist unterwegs für DuMont Reise in Nordafrika, Frankreich, Italien, Portugal, Belgien und Deutschland.
Was hat Sie zum Reisen und Schreiben gebracht?
Die Lust am Reisen, die schon im Kindesalter mit dem Finger auf der Landkarte begann...
Wie kam es zu Ihrem ersten Reiseführer bei DuMont?
Für einen anderen Verlag hatte ich gerade den Auftrag bekommen, einen kulinarischen Band über Mexiko zu schreiben. Zwei Mal vier Monate bereiste ich das Land – und bot nach meiner Rückkehr der verantwortlichen Redakteurin bei DuMont auf der Buchmesse in Frankfurt das Thema Yucatán an. Zufälligerweise passte mein Vorschlag gerade in die Programmplanung...
Was interessiert Sie am Reiseführerschreiben?
Die Möglichkeit, ein Land, eine Stadt, eine Region ein wenig aus dem Blickwinkel des Alltags darstellen zu können – und nicht nur unter historischen oder kunstgeschichtlichen Aspekten.
Welche Beziehung haben Sie zu den Ländern und Regionen?
In einigen Gebieten, über die ich schreibe, habe ich gelebt bzw. lebe dort noch. Es sind in der Regel Gebiete, die meinem Temperament entsprechen, deren Sprache ich spreche und deren Kultur/Eigenheiten ich bereits während meines Studiums kennenlernen durfte.
Nach welchen Kriterien wählen Sie die Inhalte Ihrer Reiseführer aus?
Vieles ist ja durch die Struktur der Verlags-Reihen bereits vorgegeben; ich versuche jedoch stets auch, mich off the beaten tracks zu bewegen. Ich setze mich in einer Stadt auch mal aufs Fahrrad, schaue, wohin die Studenten zum Aperitif gehen, frage Einheimische nach ihrer Lieblingskneipe und freue mich natürlich immer über professionell geführte Fremdenverkehrsämter/Touristinformationen, die mich mit aktuellstem Material versorgen.
Was packen Sie in Ihren Koffer, wenn Sie zur Recherche losfahren?
Seit bei einer meiner ersten Fernreisen noch als Schülerin (nach Moskau und Minsk) mein Koffer fast eine Woche verschwunden blieb, reise ich fast ausnahmslos nur noch mit Handgepäck. Im Laufe der Jahre hat sich dabei herausgestellt, dass es kaum einen Unterschied macht, ob ich vier Tage, vier Wochen oder vier Monate unterwegs bin – es ist immer dieselbe kleine Tasche mit wenig Eigengewicht. So kann ich sie problemlos auch mal ein Stück tragen – wie z.B. in China durch die Straßen-Unterführung mit vielen steilen Treppen oder vom Busbahnhof zur Unterkunft, wenn alle anderen Reisenden schneller waren beim Belegen der Taxis. In die beiden Taschen-Fächer kommt je nach Destination sowohl Praktisches (gute Laufschuhe!!) als auch Elegantes und natürlich richte ich mich nach den landesüblichen Kleidungssitten (ich bin oft in arabischen/islamischen Ländern unterwegs). Ansonsten gilt: Zwiebellook. Und selbstverständlich nutze ich die Möglichkeiten vor Ort, um Kleidung zu waschen oder reinigen zu lassen.
Was ist in Ihrem Koffer, wenn Sie zurückkommen?
Fast immer landestypische kulinarische Souvenirs, oft auch Kunsthandwerkliches. Immer jedoch Dinge mit praktischem Nutzen. In meiner Wohnung gibt es Schalen aus aller Welt, einen Teppich aus Tunesien, Tajine-Töpfe und Silbertabletts aus Marokko etc. Größere Einkäufe – einmal waren es sogar handgemachte Kacheln für meine Küche und mein Bad – lasse ich nachschicken per See- oder Luftfracht.
Was unternehmen Sie, wenn Sie die Recherche vor Ort beendet haben?
Meist ist die Recherchezeit eng getaktet, so dass während und nach der Arbeit wenig Zeit für Muße bleibt. Die Anstrengung des täglichen Unterwegsseins, des abends oder frühmorgens Schreibens (die Fülle der Eindrücke und Gesprächsinformationen ist enorm, bei vier, fünf Stationen, Aktivitäten und Interviews pro Tag gehen Eindrücke verloren, wenn ich sie nicht sofort im Laptop festhalte) fällt von mir ab, wenn ich mir irgendwo eine ruhige Stunde gönne – in einem Oasengarten, einem stillen Café, vielleicht bei einer Massage. Nichts mehr aufnehmen müssen, nicht mehr in einer fremden Sprache reden müssen, nicht mehr unterwegs sein müssen... leider heißt es jedoch in der Regel – ab zurück nach Hause, an den Schreibtisch.
Ihr schönstes Erlebnis während der Recherche?
Es gab so viele berührende Momente in den vielen Jahren, die ich nun schon als Autorin arbeite. Es sind meist die Menschen, die mir diese Momente bereiten. Aber natürlich gehen mir auch Naturschauspiele wie ein Regenbogen über den Victoriafällen oder die Farbenpracht der Unterwasserwelt der Karibik und im Indischen Ozean zu Herzen. Köstlich sind zudem die frühen Morgenstunden, wenn Gewässer, Strände, Dörfer, Städte oder Landschaften noch menschenleer sind...