Unsere AutorenGabriele Kalmbach
Gabriele Kalmbach ist für DuMont Reise unterwegs in Frankreich.
Autorin der DuMont-Reiseführer:
Was hat Sie zum Reisen und Schreiben gebracht?
Zum Reisen hat mich der Wunsch gebracht, Sprachen vor Ort zu lernen. Frankophil war ich schon als Schülerin, schon meine erste Sprachreise führte mich nach Paris, als ich 15 Jahre alt war. Als Studienfach habe ich dann auch die Romanistik gewählt, ein wunderbares Jahr lang war ich dafür mit einem Stipendium in Tours an der Loire. Seither reise ich so oft wie möglich nach Frankreich, insbesondere mehrmals im Jahr nach Paris. Meine schönsten Reiseerinnerungen verdanke ich dem Frühsommer und Herbst in Korsika, dem Sommer in der Bretagne, einer Tour an der gesamten Atlantikküste entlang von La Rochelle bis zu den Pyrenäen, Ausflügen ins Hinterland der Côte d’Azur, Wanderungen an der Dordogne und auf den Vulkanen des Zentralmassivs, Paddel- und Radtouren rund um Ardèche- und Tarn-Canyons, und ich liebe neben Paris auch Bordeaux und Lyon – beide gehören zum Unesco-Weltkulturerbe und sind unbedingt eine Reise wert.
Auch zum Schreiben kam ich über die Sprache, mein erstes Buch war ein Französisch-Sprachführer, erst anschließend kamen Reiseführer dazu.
Wie kam es zu Ihrem ersten Reiseführer bei DuMont?
Gemeinsam mit meinem damaligen Co-Autor Hans Latzke habe ich dem Cheflektor bei DuMont einen Auvergne-Reiseführer vorgeschlagen, der lange der einzige deutschsprachige Titel zum Zentralmassiv war.
Welche Beziehung haben Sie zu Paris?
Auch wenn ich in der Millionenstadt wegen des Verkehrs, der extremen Verdichtung, des wenigen Grüns und der schwierigen Wohnungssuche bzw. wegen der Miet- und Immobilienpreise nicht dauerhaft leben möchte, so bin doch immer begeistert zu Besuch und genieße das Flair der Stadt ab der ersten Minute nach der Ankunft.
Nach welchen Kriterien wählen Sie die Inhalte Ihrer Reiseführer aus?
Die wichtigen Sehenswürdigkeiten und Museen sind natürlich Pflicht. Ansonsten ist vor allem die Auswahl das aufwendigste an der Recherche – das Angebot ist viel größer als das, was man empfehlen kann, mehr als 150 Museen und 100 Theater, Hunderte von Kinos, über 200 Kirchen, rund 1500 Hotels, jeweils mehr als 10.000 Restaurants und Boutiquen. Und dass es ein Restaurant genau wie im Jahr davor noch gibt, heißt ja nicht, dass es immer noch gut ist.
Zudem gibt es in einer Großstadt wie Paris mit Millionen Einwohnern und noch mehr Touristen immer wieder Neues zu entdecken und auszuprobieren, originelle Designhotels, außergewöhnliche Einkaufstipps, Livemusik-Locations, Bistros, die man nicht so leicht entdeckt, Orte mit Flair abseits ausgetretener Pfade. Meist gäbe es mehr Tipps als ins Buch passen, daher versuche ich eine gute Mischung hinzubekommen für Jung und Alt, Singles und Familien, Kulturinteressierte, Gourmets und Shoppingfans.
Was packen Sie in Ihren Koffer, wenn Sie nach Paris fahren?
Das Handwerkszeug als Autorin, also Notebook, Kamera, Notizbuch und iPhone plus die ganzen Ladegeräte, die man heutzutage braucht, sowie das Arbeitsexemplar des Reiseführers. Bequeme Schuhe, denn ich mache fast alles zu Fuß, nicht mit der Métro, so entdeckt man am meisten.
Was ist in Ihrem Koffer, wenn Sie aus Paris zurückkommen?
Kulinarisches immer, etwa die besonderen Senfsorten von Maille, die man in Deutschland nicht bekommt. Außerdem Fleur de Sel, ein ganzes Kilo Tee von meiner Lieblingssorte French Breakfast von Mariage Frères, grüne Linsen aus Le Puy (Auvergne), Walnuss-, Haselnuss- und Mandelöl, die Gewürzmischung Ras el-Hanout, die Anis-Bonbons aus Flavigny. Nicht jedes Mal, aber oft werde ich bei Anne Fontaine fündig, die auf weiße und schwarze Blusen spezialisiert ist, und bei CSAO, die schöne Dinge aus Afrika importieren, teils Textilien, teils auch Recycling-Kunst – ich habe einen tollen Eiffelturm aus Thunfischdosen auf meinem Schreibtisch stehen! Bei Galignani stöbere ich in der großen Auswahl englischer Krimis und im FNAC bei den französischen Musik-CDs, bei Shu Uemura gibt’s tolle Kosmetikprodukte, bei Heschung schöne Schuhe, und auf dem Flohmarkt suche ich manchmal nach alten Buchstaben, die ich sammle. Mein großes OUI an der Wand im Arbeitszimmer stammt angeblich von einer Boulangerie ...
Was unternehmen Sie, wenn Sie die Recherche vor Ort beendet haben?
Ich gehe gern schwimmen und gehöre zu den Fans denkmalgeschützter Hallenbad-Schönheiten wie des Piscine de Pontoise ebenso wie des Freiluftboots Josephine Baker vor der Nationalbibliothek – früher gab es noch viel mehr solcher Badeboote auf der Seine.
Außerdem schaue ich mir entlegene Orte an, für die im Reiseführer leider kein Platz ist. Zum Beispiel in der Rue des Haies (20. Arrondissement) einen Quartiers-Dachgarten für die Anwohner oder den Garten des Hôtel de Ville, der dank Bürgermeisterin Anne Hidalgo am Wochenende öffentlich zugänglich ist. Oder den Fôret Linéaire, eine etwas hochtrabend „Wald“ genannte Neupflanzung am Périphérique (Rue Emile Bollaert, 19. Arrondissement) und die neu gestalteten Kanalufer dort.
Ich versuche, bei jedem Paris-Aufenthalt etwas Besonderes zu unternehmen, um alle Facetten der Stadt kennenzulernen, also mal den offiziell markierten Wanderwegen von Nord nach Süd oder Ost nach West durch Paris zu folgen, Karten für die Oper oder ein Jazzkonzert zu reservieren, bei der Zieleinfahrt der Tour de France auf den Champs-Elysées zuzuschauen oder im Hammam der Moschee zu schwitzen.
Ihr schönstes Erlebnis während der Recherche?
Schöne Momente in Paris gibt es oft einfach so, ganz unverhofft und unspektakulär jenseits des klassischen Sightseeings – mal auf der Caféterrasse mitten im Alltagsleben, mal, wenn man mit der Métro auf der Hochbahn durch die Viertel rattert oder von einem der Aussichtspunkte auf das berühmte Grau der Dächer oder die nächtlichen Lichter der Stadt blickt. Ob Törtchen und Tee an einem verregneten Nachmittag in der Patisserie oder Picknick an einem heißen Augusttag am Seine-Ufer, Nudelsuppe in Chinatown oder Falafel in der Rue des Rosiers, Einkaufen auf dem Wochenmarkt oder Jogging im Park – die Atmosphäre macht den Unterschied!
Eigene Website: www.gabrielekalmbach.de
Empfohlene Leseproben
DuMont Reise-Taschenbuch Paris:
- "Paris persönlich" S. 7 - 11
- "Pariser Passagen" S. 88 - 89