Unsere AutorenEnno Wiese
Enno Wiese ist für DuMont Reise unterwegs in Berlin.
Autor des DuMont-Reiseführers:
Was hat Sie zum Reisen und Schreiben gebracht?
Reist nicht jeder am Anfang mit dem Wunsch, die Welt zu entdecken? Bei mir war eine Reise aber immer erst gelungen, wenn ich etwas mehr über mein Reiseziel wusste. Zu den Erfahrungen vor Ort, den Erlebnissen, zu den Gesprächen mit den Menschen kamen bei mir auch immer die Bücher, aus denen ich mir Wissen über Bauwerke, Stadtviertel und die Geschichte der Stadt zusammensuchte. Reisebeschreibungen aus den verschiedenen Jahrzehnten, alte Reiseführer, Biografien von Personen, die in der Stadt gelebt haben – von der Sucht nach Informationen ist es kein weiter Weg bis zu dem Versuch, etwas aufzuschreiben.
Wie kam es zu Ihrem ersten Reiseführer bei DuMont?
Das ist lange her. Herr Gorbatschow verkündete seinerzeit in der Sowjetunion Glasnost und Perestroika – höchste Zeit, sich mal Leningrad (so hieß St. Petersburg damals noch) und Moskau anzuschauen.
Was interessiert Sie am Reiseführerschreiben?
Also, wenn man dann auch noch Geld damit verdienen kann, seiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen ...
Welche Beziehung haben Sie zu Berlin?
Berlin – das ist für mich eine Liebesbeziehung in mehreren Akten. Ich glaube, ich bin dreimal nach Berlin gezogen. Das letzte Mal vor gut zwanzig Jahren, d.h. ich bleibe jetzt hier. Berlin war für mich immer eine verwirrende Großstadt, eine grüne Stadt in einer wunderschönen Seenlandschaft und die Stadt der deutschen Geschichte. Wo kann man sonst auf dieser Welt erleben, dass aus zwei ganz unterschiedlichen Stadthälften, denen zwei unterschiedliche politischen Systemen zugrunde lagen, eine neue-alte Stadt entsteht, die auch noch Hauptstadt wird.
Nach welchen Kriterien wählen Sie die Inhalte Ihres Reiseführers aus?
Ausgangspunkt ist für mich der Leser: Was sollte man bei einem Berlinbesuch gesehen haben? Damit hat man eine gute Grundlage. Dazu kommen dann die unterschiedlichen Viertel, Straßen, Plätze wie Prenzlauer Berg, Friedrichshain oder neuerdings Kreuzkölln, der Bereich Kreuzberg-Neukölln. Da mag dann jeder Leser sich sein Ziel aussuchen – ein Reiseführer ist ja immer auch eine Zusammenstellung von Angeboten. Im letzten Schritt kommen dann die Orte hinzu, die ich persönlich spannend finde wie zum Beispiel den Invalidenfriedhof, oder die Karl-Marx-Allee – Orte an denen deutsche Geschichte erzählt wird.
Was unternehmen Sie, wenn Sie die Recherche vor Ort beendet haben?
Es ist schon eine besondere Angelegenheit, einen Reiseführer über die Stadt zu schreiben, in der man lebt und arbeitet. Man verlässt die Trampelpfade, auf denen man sich im Alltag durch die Stadt bewegt. Wenn ich die Recherche in Berlin beendet habe, dann setze ich mich ins Café, schreibe mir ein paar Stichworte auf, radle nach Hause.