ReiseKunst in Wien
Wien ist seit jeher Kunststadt, ist »melting pot« unterschiedlicher Kulturen, Magnet für Kreative jedweder Couleur. Kann sich Schriftsteller wie Arthur Schnitzler, Komponisten wie Franz Schubert oder Maler und Architekten wie Friedensreich Hundertwasser auf die Fahnen schreiben. Museen gibt es wie Sand am Meer, klein wie groß, pompös wie beschaulich, von Impressionismus bis zu moderner Avantgarde. Man sollte von Allem ein Stück probieren: Von zwei Größen, zwei Schmuckstücken und ihren aktuellen Ausstellungen.
Die Albertina (~18. Jhdt.)
Gelegen im 1. Wiener Gemeindebezirk, unweit der Oper, der Weg hierher ist gesäumt von Bildern des klassischen Wiens. Die Albertina ist einer der Aushängeschilder, wenn es um einen Museeumsbesuch in der österreichischen Bundeshauptstadt geht. Die weltweit bedeutsame Kunstsammlung ist stilvoll im Palais Erzherzog Albrecht untergebracht. Es ist ein strahlend weißes Gebäude aus der Zeit der Habsburger Monarchie.
Die Kollektion umfasst über 50.000 Zeichnungen und Aquarelle, über 900.000 druckgrafische Werke – allen voran Albrecht Dürers »Feldhase«. Permanente Schausammlung ist die Sammlung Batliner, die 2007 von dem gleichnamigen Ehepaar in den permanenten Besitz des Museums überging, genannt »Von Monet bis Picasso«. Geboten wird ein Streifzug von Impressionismus über Expressionismus bis hin zu Gegenwartskunst. Darunter Objekte von Ernst Ludwig Kirchner, Wassily Kandinsky, Henri Matisse, Marc Chagall, Kasimir Malewitsch, Max Ernst und Pablo Picasso. Bis zum 19.06.2022 gesellt sich auch Edvard Munch als Sonderausstellung in diese ansehnliche Reihung. Nicht zu vergessen sind die Habsburgischen Prunksäle, Räume mit Fotografien und solche, die sich der Architektur widmen.
Jüngst, 2020, wurde das Repertoire ausgebaut: Die Zweigstelle Albertina Modern am Karlsplatz soll den ehrfürchtig altertümlichen Ruf verblassen lassen und junges Publikum anlocken. Mit einer Ausstellung des chinesischen Regimekritikers Ai WeiWei (»In search of humanity«), die bis zum 04.09.2022 läuft, gelingt den KuratorInnen dieses Ziel.
Nähere Infos: https://www.albertina.at
Das Leopold Museum (2001)
Fußgängig von der Albertina aus erreichbar, ist das Gebäude des für Klimt und Schiele bekannten Museums ein Kontrast zu klassizistischer Architektur: Ein schlichter Würfel, weiß, aus Muschelkalk. Ohne Schnickschnack, gelegen im sogenannten Museumsquartier am Ende der frequentierten Shoppingmeile, Mariahilferstraße. Gemeinsam mit dem MuMok (Museum für moderne Kunst) ist es Lockvogel der weitläufigen Kulturinstitution. In großen, lichtdurchfluteten Räumen werden Exponate seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert dem internationalen Publikum nähergebracht. Ruhm erlangte das Leopold für die weltweit größte Sammlung Egon Schieles und ausgewählten Stücken Gustav Klimts. Zu den beiden Koryphäen gesellen sich u.a. Oskar Kokoschka, Anton Romanko, Carl Moll, Koloman Moser sowie KünstlerInnen aus regelmäßig wechselnden Sonderausstellungen. Von 16.04. – 24.07.2022 werden Werke des österreichischen Illustrators, Grafikers und Schriftstellers Alfred Kubin gezeigt.
Nähere Infos: https://www.leopoldmuseum.org/de
Das WestLicht (2001)
Weg von Pinsel, Farbe, Stiften und Linoldruck, geht tief hinein in den 7. Wiener Gemeindebezirk. Gelegen auf der Westbahnstraße kann bereits anhand der vielen Kamerageschäfte in der Umgebung erahnt werden, was das WestLicht zu bieten hat: Fotografie, Fotokunst und eine Dauersammlung historischer Kameras. Es sind wenige, offen verbundene Räume, spärlich beleuchtet. Die wechselnden Präsentationen inspirieren und benötigen - anders als die großen Museumskomplexe - wenig Zeit. Sie kennzeichnen sich meist durch moderne Offenheit mit dem Ziel den BesucherInnen neue Perspektiven zu eröffnen.Bis zum 15.05.2022 werden Aufnahmen von Reiner Riedler (»This side of paradise«) gezeigt. Der in Österreich lebende Künstler widmet sich darin dem Streben nach Glück, Sehnsuchtsfantasien und Alltagsflucht. Dokumentiert künstliche Freizeitwelten.
Nähere Infos: https://www.westlicht.com/westlicht/de/home
Das Architekturzentrum (1993)
Bei Wien und Architektur wird gemeinhin Hundertwasser assoziiert. An seine floralen und naturalistischen Elemente, die Abneigung gegen „das Gerade“ und offenen Individualismus. Die in das Stadtbild integrierten Kunstbauten sind zweifelsohne sehenswert. Wird ein umfassenderes Bild gesucht, ist das eher beschauliche Architekturzentrum ein empfehlenswerter Ort. Hier wird der Bogen von Geschichte zu modernen Trends der Baukunst gezogen. Wie das Leopold Museum liegen die Räumlichkeiten im Museumsquartier. Die wechselnden Schausammlungen sind sorgfältig kuratiert, recherchiert und qualitativ hochwertig. Es geht mal um moderne und nachhaltige Zugänge internationaler Architekten, dann wieder um die Besonderheiten des Wiener Sozialbaus und die Zeit des Roten Wiens. Aktuell werden mit »Hot Questions – Cold Storage« historische Aspekte der nationalen Baukunst mit brennenden Gegenwartsfragen verknüpft. Die Auseinandersetzung wird anschaulich präsentiert, umfasst Zeichnungen, Stoffe, Objekte und Möbel.
Nähere Infos: https://www.azw.at/de/
Autorin: Lea Katharina Nagel