Italiens KulturKinokulisse, heiße Flitzer und internationale Kunst
Zypressenalleen, alte Klöster und Wallfahrtsorte locken Filmfans in die Toskana. Im Ferrari Museum blicken Autoliebhaber hinter die Kulissen eines Weltunternehmens. Und auf der Biennale in Venedig wird alle zwei Jahre Kunstgeschichte geschrieben.
1.) Filmreife Toskana
Die Szene ist schon ein Klassiker: Der Gladiator kehrt heim. Viele Schlachten hat er geschlagen, nun reitet er eine Zypressenallee entlang, vorbei an wogenden Kornfeldern, zurück zu seiner Familie. Wir sehen das Ende von „Gladiator“, Ridley Scotts Neo-Sandalenfilm aus dem Jahr 2000. Die Zypressenallee liegt im Val d'Orcia, genauer gesagt in Terrapille. Der „Gladiatorenweg“ ist nur eine von vielen öffentlich zugänglichen Filmkulissen in der Toskana.
In dem Landstrich im Herzen Italiens wurden etliche Filmklassiker gedreht. James Bond rettete zwischen Florenz und Lucca gleich mehrfach die Welt, Hannibal Lecter trieb in der Heimat der Florentiner sein Unwesen, und „Der englische Patient“ litt im ehemaligen Benediktinerkloster Sant' Anna in Camprena, wo er sich von Juliette Binoche pflegen ließ. Noch mehr wird in Montepulciano, einem kleinen Ort in der Nähe von Perugia, geschmachtet. Dort zeigte Robert Pattinson in „Twilight: New Moon“ sein bleiches Gesicht. Für Fans der Vampirreihe ist Montepulciano inzwischen eine Art Wallfahrtsort. Um unerfüllte Liebe geht es auch auf dem Landsitz des Bildhauers Matthew Spender nahe Chianti. Hier spielt Bernardo Bertoluccis bildgewaltiger Film „Gefühl und Verführung“. Fans der Vierecks-Geschichte mit Jeremy Irons, Liv Tyler & Co. schauen sich gleich noch die Heilquelle in Acqua Borra an, wo ebenfalls gedreht wurde.
2.) Ferrari Museum
Wenn der Pfarrer von Maranello die Kirchenglocken läutet, kann das zwei Gründe haben. Entweder er ruft zur Messe – oder Ferrari hat einen Formel-1-Sieg errungen. Die 17.000-Einwohner-Gemeinde in der Nähe von Modena identifiziert sich mit seinem renommiertesten Arbeitgeber, ähnlich wie man sich in Wolfsburg mit VW verbunden fühlt. Mit dem Unterschied, dass in Maranello deutlich mehr Glamour abfällt. Das merken auch die Besucher des Enzo Ferrari Museums. Das jüngst generalüberholte Automobilmuseum vereint ein paar der seltensten und teuersten Sportwagen der Welt unter seinem Dach, darunter Modelle wie „F40“ und „Enzo“, von denen jeweils nicht mehr als 500 Exemplare existieren. Ansonsten feiert das Ferrari Museum die fast 70-jährige Firmengeschichte mit Filmen, Fotografien, interaktiven Installationen und einem Fahrsimulator – für jene der jährlich etwa 250.000 Besucher, die sich die echten Autos aus Maranello nicht leisten können. Also für so ziemlich alle.
Enzo Ferrari Museum, Dino Ferrari 43, Maranello, museo.ferrari.com
3.) Biennale
Die Idee stammte vom venezianischen Bürgermeister persönlich. Warum, so fragte sich Riccardo Selvatico 1895, sollten Weltausstellungen immer nur von Technik und neuen Erfindungen handeln? Warum konnten sie nicht die Kunst der Welt abbilden? Also gründete er die Biennale die Venezia, die erste – und bis heute bedeutendste – Werkschau internationaler Künstler überhaupt. Leider konnte Selvatico nicht miterleben, wie seine Initiative zum Welterfolg wurde, er starb 1901.
Die alle zwei Jahre stattfindende Biennale verteilt sich auf einzelne Länderpavillions in den Giardini, einem ausgedehten Gartengelände am Rande der Stadt. Und die Zahl der Länder, die an der Biennale teilnehmen, wächst immer noch. In den letzten Jahren sind deshalb weitere Ausstellungsflächen hinzugekommen, darunter die historischen Renaissance-Schiffwerften. Parallel zur Biennale findet das ebenfalls weltberühmte Filmfest von Venedig statt. Übrigens: Wer in einem geraden Jahr nach Venedig reist, muss auf große Kulturfestivals nicht verzichten. Dann findet nämlich statt der Kunstschau die Architektur-Biennale statt.
Biennale, täglich 10-18 Uhr, noch bis zum 24. November, www.labiennale.org
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