Es ist heiß, richtig heiß im Outback. Ab und zu muss die Künstlerin Joanne Cooley streunende Hunde vertreiben, während sie traditionelle Symbole in den Sand malt. Hinter ihr ist der Uluru zu sehen – den Aborigines ist er ein heiliger Berg. Heilig sind ihnen auch ihre künstlerischen Traditionen, die sie von Generation zu Generation weitergeben. Was viele nicht wissen: Die gezeichneten Symbole haben in jeder Stammesgemeinschaft eine etwas andere Bedeutung. Und davon gibt es viele: Von einst rund 250 verschiedenen Sprachgruppen sind heute noch 120 Dialekte der Ureinwohner*innen bekannt. Außenstehende tun sich also schwer damit, die Bedeutung der Malerei zu verstehen.
Zumal diese quasi auch noch codiert ist: Um sicherzustellen, dass nur Stammesangehörige die rituelle Bedeutung der eigenen Bilder erkannten, begannen die Künstler*innen in den 1970er-Jahren, ihre heiligen Symbole mit Punkten zu abstrahieren. Das so genannte Dot Painting – auch als Papunya Tula Art Movement bekannt – war geboren und wird heute eng mit Aboriginal Art verknüpft.
Wer Australien also nicht nur über seine schöne Landschaft oder die spannende Tierwelt näher kommen möchte, kann sich auf eines der 185 Aboriginal Experiences einlassen, die von Tourism Australia angeboten werden. Ein Mal-Workshop mit Maruku Arts, die im Stil der Aborigines den Lebensweg zu malen helfen, gehört sicher zu einer bleibenden Erinnerung – selbst wenn das Erlebnis zu Hause im Wohnzimmer stattfindet. Ein paar Stunden vor dem Uluru hat man schließlich nur selten, vor allem in diesen Zeiten.
Maruku Arts (Maruku@Uluru) ist übrigens eine gemeinnützige Kunst- und Kunsthandwerksgenossenschaft, die zu 100% in Besitz der Anangu ist und es sich zur Aufgabe gemacht hat, Aborigine-Praktiken wie Malen, Zeichnen und Schnitzen zu bewahren. Das heißt, hier wird nicht mit den Schätzen der Aborigines Profit gemacht, sondern behutsam Kulturvermittlung betrieben. Die Aborigines selbst entscheiden, was sie mit Interessierten teilen, und haben Gelegenheit, ihre alten Traditionen weiter zu pflegen und ihnen den Stellenwert zukommen zu lassen, den sie verdienen. Ein Blick über ihre Schultern gestattet Einsichten in neue Welten …
Mehr zu den australischen Aborigines unter "Ein historisches Sorry"
von Solveig Michelsen